Traktate von Gregorios Palamas und Barlaam von Kalabrien in kirchenslavischer Übersetzung. 2014. 521 Seiten.
Das 14. Jh. war für die Völker Südosteuropas eine Zeit politischer und geistiger Krisen. An-gesichts des Vordringens der Osmanen nahmen in der byzantinischen Kirche mystische und asketische Strömungen überhand; zugleich wurde die scholastische Theologie, deren Werke damals zum ersten Mal ins Griechische übersetzt wurden, abgelehnt. Den Auftakt zu diesen Auseinandersetzungen bildete die Kontroverse zwischen Gregorios Palamas, dem Hauptver-treter der mystisch-asketischen Richtung, und Barlaam von Kalabrien, der auf Grund seiner Abstammung aus Unteritalien der Sympathien für Rom verdächtigt wurde.
Diese Ereignisse strahlten auch zu den orthodoxen Slaven der Balkanhalbinsel aus. Eine Reihe von Schlüsseltexten der palamitischen Kontroverse wurde in den 60er Jahren des 14. Jh. im serbischen Milieu aus dem Griechischen ins Kirchenslavische übersetzt. Da die griechischen Vorlagen nur zum Teil erhalten sind, stellen diese Übersetzungen eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion der Anfangsphase der palamitischen Kontroverse dar. Zudem handelt es sich bei dem ältesten Textzeugen, der Handschrift 88 des Klosters Dečani, um die Arbeits-handschrift der Übersetzer. Sie enthält auf nahezu jeder Seite Korrekturen und eine nicht geringe Anzahl von Randnotizen, die es erlauben, den Übersetzungsvorgang mit einer für das kirchenslavische Schrifttum sonst unerreichbaren Genauigkeit zu rekonstruieren.
Die vorliegende Edition bietet zum ersten Mal den vollständigen Text der ersten vier Traktate der Handschrift 88 des Klosters Dečani, zusammen mit den dazugehörigen Scholien und Übersetzerkorrekturen. Die Texte werden im Original und in deutscher Übersetzung vorgelegt. Die Edition wird durch einen Variantenapparat, ein Verzeichnis der Parallelstellen aus den griechisch erhaltenen Werken des Gregorios Palamas und Barlaams von Kalabrien und ein Verzeichnis der biblischen und patristischen Zitate abgerundet.